Besinnung
Besinnung auf das Selbst und andere selbsbestimmte Reflexionen von Johanna Frank.
In welcher Zeit leben wir eigentlich? Ja früher, da war alles viel besser, viel gemütlicher, langsamer, menschenfreundlicher, besinnlicher, so sagen viele. Stimmt das wirklich? Ist es nicht vielmehr so, dass diese Feststellung ein ganz subjektives Empfinden jeder Zeit widerspiegelt? So habe ich ein Gedicht meines Vaters entdeckt, das Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre entstanden ist:
- Entflohene Rast
Die heut’ge Zeit, vom Tempo aufgewühlt
gönnt keinem Bürger noch ein Quäntchen Ruh’.
Ein stetig Tagen, nur von Gier umspült,
lässt kaum die Stunde der Besinnung zu.
Der Mensch wird flüchtig, ohne Wesenstakt
Und möchte nichts mehr für den Nächsten tun,
treibt selbst sich töricht bis zum Herzinfarkt,
bleibt für die Regung des Gemüts immun.
Krankhafte Eile schwebt als böser Geist
durch seine Tage und verdirbt den Sinn.
Ein liebes Wort scheint gänzlich zeitverwaist,
kein Strahl nach Innen bietet mehr Gewinn.
Nicht gerne pflegt man musischen Kontakt.
Minuten selbst sind strengstens eingeteilt.
„Brief folgt!“, beschließt man einen Freundschaftspakt
und schon sind die Gedanken zweck-enteilt.
Außer, dass bei „Brief folgt!“ heute vielleicht stehen könnte “E-mail folgt“ oder „SMS folgt“ ist es doch genau das, was wir heute auch oft hören, erleben und empfinden.
BeSinnung - Ein Selbstversuch
Für mich ist BeSinnung etwas individuell Selbstbestimmtes. ICH entscheide – so oft ICH möchte - meine Zeiten der Selbst-BeSinnung in Selbst-BeStimmung.
Zeit für BeSinnung? Wann und wo suche ich mir heute meinen kleinen Ort und Raum für ein wenig Besinnliches? Am besten mache ich es jetzt gleich fest. Gleich - in diesem meinem magischen Moment. Nicht aufschieben!
Mein Selbstversuch:
- Ich räume mir (zunächst) 1 Woche lang meine ganz persönlichen BeSinnungsZeiten ein. Mit ganz festen Terminen. Gleiche Zeit, gleicher Ort.
- Ich werde diese BeSinnungsZeiten nutzen zur Besinnung auf das, was ich mir gegenwärtig Gutes tun möchte:
- Selbstreflexion,
- Kunst, Literatur, Musik, Natur, Wellness, Sport etc ...
Und dann, am Ende dieser Woche diese Frage:
Was hat mir der Versuch gezeigt und wie kann ich von dieser Erkenntnis zukünftig profitieren?
Der Philosoph Karl Jaspers (1883 - 1969) sagt sehr treffend dazu:
„ ... Unerlässlich sind uns Menschen die täglichen Augenblicke tiefer Besinnung ... Das muss in Zeiten und Augenblicken geschehen, in denen wir nicht in der Welt für Zwecke beschäftigt sind, und in denen wir doch nicht leer bleiben, sondern gerade das Wesentliche berühren, sei es am Tagesbeginn, am Tagesabschluss, in Zwischenaugenblicken ...“.
Schaffen wir uns unsere eigenen magischen Momente. Immer und immer wieder.
Bis nächste Woche herzlichst Johanna Frank
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